David Maus (li.) und Christian Wust (re.) sind Co-Founder und Geschäftsführer der Webmag GmbH

Compliance für Start-ups

Hürde oder Chance?

Start-ups verzweifeln mitunter an den Unmengen an Regelwerken und Vorschriften, gerade in Deutschland. Dabei ist das Thema Compliance für Unternehmen und Konzerne in der heutigen Geschäftswelt von größter Bedeutung. Unternehmen müssen sicherstellen, dass sie alle relevanten Gesetze und Vorschriften einhalten und ihre Geschäftspraktiken ethisch und integer gestalten. Das kann Start-ups mit limitierten Ressourcen Schwierigkeiten bereiten, aber auch ein Vorteil im Wettbewerb sein.

Von Christian Wust, Co-Founder und Geschäftsführer der Webmag GmbH

Für Start-ups ist Compliance meist kein sehr beliebtes Thema. Und dabei ist es mehr als essenziell: Jedes Unternehmen in Deutschland muss die geltenden Gesetze und Rechtsvorschriften kennen, da gibt es keine Ausnahme. Alle fangen klein an und wollen schnell wachsen. Doch ohne ein solides Grundgerüst sollte niemand an Wachstum denken – und hierzu gehört eben auch ein funktionierendes Compliance-System. Das klingt relativ trocken und wenig nach innovativem Aufbruch. Wer aber im B2B-Markt unterwegs ist und vielleicht sogar Großunternehmen von der eigenen Lösung überzeugen will, kommt nicht daran vorbei.

Nun wird Compliance meist als Hürde wahrgenommen, da Start-ups selten über die Ressourcen und das Fachwissen verfügen, um alle relevanten Gesetze und Vorschriften – von Steuerrecht, Arbeitsrecht, Marken- und Urheberrechte bis hin zu Datenschutzgesetzen, Anti-Korruptionsgesetzen, Umweltregelungen oder Kartellrecht – einzuhalten. Compliance ist zeitaufwendig und lenkt den Fokus des Start-ups von anderen wichtigen Aufgaben ab. Start-ups müssen daher sorgfältig abwägen, ob und in welchem Umfang sie in Compliance investieren möchten.

Im Schadensfall zu spät

Meist wollen Gründer:innen nur irgendwie daran vorbei, um sich möglichst schnell auf die eigentliche Arbeit zu konzentrieren. Allerdings vergessen sie dabei häufig, dass sauber aufgesetzte Compliance-Prozesse auch das eigene Unternehmen schützen.

Ähnlich wie bei Versicherungen, ist es im Schadensfall meist zu spät. Hohe Bußgelder können Start-ups bzw. ihre Eigentümer:innen schnell in den finanziellen Ruin treiben. Um monetäre Rückschläge zu vermeiden, sollte man sich schon zu Anfang der Unternehmensgründung (und spätestens bei der ersten rechtsverbindlichen Zusammenarbeit mit Unternehmenskunden) mit dem Thema Compliance auseinandersetzen. Durch eine effektive Compliance-Strategie können Start-ups Risiken minimieren und sich vor potenziellen Schäden schützen.

Besser noch ist es, den Prozess gleich umzukehren und sich dem Thema proaktiv anzunehmen. So bietet Compliance insbesondere für Start-ups im B2B-Bereich große Chancen in der Zusammenarbeit mit Unternehmen und Konzernen. Viele Unternehmen haben strenge Compliance-Standards und suchen nach Partnern, die diese Standards erfüllen. Wenn ein Start-up nachweisen kann, dass es über ein robustes Compliance-System verfügt, kann dies dazu beitragen, das Vertrauen und die Glaubwürdigkeit bei potenziellen Kunden zu stärken.

Compliance als Wettbewerbsvorteil

Compliance kann dann auch als Wettbewerbsvorteil genutzt werden. Denn wenn ein Start-up in der Lage ist, ein höheres Maß an Compliance als seine Wettbewerber zu demonstrieren, kann dies schnell den Ausschlag für eine Zusage machen. Gerade auf dem stark regulierten deutschen Markt sind Start-ups, die im Umgang mit Compliance-Themen sicher sind, deutlich im Vorteil.

Und ganz nebenbei: Auch Investor:innen interessieren sich dafür, ob ein Start-up Risikomanagement betreibt. Wer schon in der Gründungsphase zeigt, dass er oder sie sich in den regulatorischen Anforderungen im B2B-Markt auskennt, gewinnt schnell Vertrauen bei potenziellen Geldgebern.

Wer es gleich ganz richtig machen will, bestimmt einen Compliance-Beauftragten, um das rechtstreue Verhalten des Start-ups von Beginn an sicherzustellen. Alternativ kann das Compliance-Management an externe Dienstleister ausgelagert werden – was Investoren wie Kunden deutlich zeigt, dass Compliance-Themen professionell abgedeckt werden. Wer sich einer professionellen Unterstützung bewusst ist, schläft zudem meist besser und tritt mit mehr Selbstbewusstsein an. Mit der Sicherheit im Rücken können Start-ups dann tun, was sie am besten können – innovative Lösungen umsetzen.


ComplianceRedefined: Episode #4 mit Christian Wust

Christian Wust war übrigens auch bereits Gast in unserem ComplianceRedefined Podcast. Wir haben mit ihm über den Datenschutz in Start-ups gesprochen und er hat seine Erfahrungen und Learnings mit uns geteilt.

Wer mehr wissen will, hört einfach hier in die Episode rein:

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