Herausforderungen des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes: Der BMW-Marokko-Fall

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© Foto von Pedro Henrique Santos auf unsplash.com
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Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG), welches in Deutschland seit Anfang 2023 in Kraft ist, verpflichtet Unternehmen dazu, Menschenrechts- und Umweltstandards entlang ihrer Lieferketten zu überprüfen und aktiv an deren Verbesserung zu arbeiten.

Der Verdacht auf Verstöße gegen Umwelt- und Arbeitsschutzregeln bei einem Kobaltlieferanten von BMW in Marokko wirft nun ein Schlaglicht auf die Herausforderungen, denen Unternehmen im Zusammenhang mit dem Risikomanagement gemäß dem LkSG gegenüberstehen.

BMW als Vorreiter?

BMW ist eigentlich als Vorreiter im Bereich Nachhaltigkeitsmanagement anerkannt.

Seit 2020 bezieht BMW rund zwanzig Prozent seines Kobalts für E-Autobatterien aus der Bougie und hat direkte Verträge mit dem Rohstoffunternehmen Managem in Marokko abgeschlossen.

Zuvor hatte es das Kobalt ausschließlich aus dem Kongo bezogen. Dies war jedoch sehr umstritten. Im Kongo wird der Abbau von Kobalt häufig mit Kinderarbeit, Gewalt und Verstößen gegen Umweltstandards verbunden. Die Arbeitsbedingungen sind schwierig zu überwachen, und illegaler Bergbau ist weit verbreitet. BMW wollte das Kobalt deshalb nachhaltig in Marokko schürfen lassen.

Schwerwiegende Verstöße bei Lieferant

Aktuellen Berichten zufolge gibt es jedoch schwere Verstöße gegen Umwelt- und Arbeitsschutzregeln bei dem besagten marokkanischen Zulieferer von BMW.

Im Juli 2023 enthüllte das französische Medium Reporterre Verstöße wie mangelhafte Arbeitsausrüstung, unzureichende Schulungen, minimalen Schutz vor giftigem Kobaltstaub und arsenverunreinigtes Wasser in den nahegelegenen Oasen. Trotz Mitarbeiterverlusten für öffentliche Kritik und einem Verdacht auf Korruption in einer Gewerkschaft wurden diese Missstände erst nach einigen Monaten öffentlich bekannt. Recherchen von NDR, WDR, Süddeutsche Zeitung, Reporterre und dem marokkanischen Medium Hawamich im November verstärkten die Aufmerksamkeit in Deutschland. Es wird unter anderem angenommen, dass große Mengen an Arsen aus der Mine Bou Azzer in die Umwelt gelangten. Wenn diese Vorwürfe zutreffen, erfolgt die Beschaffung des Kobalts also alles andere als nachhaltig.

Während BMW noch eine Untersuchung durchführt, hat der Zulieferer Managem die Anschuldigungen zurückgewiesen.

Bewertung für Unternehmen

Die jüngsten Vorkommnisse rund um den “BMW-Vorfall” sind kein Einzelfall:

Auch andere große Unternehmen wie Ikea und Amazon stehen aufgrund von angeblichen Verstößen gegen das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz unter Beschuss. Hierüber haben wir bereits berichtet: Verstoß gegen das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz.

Die Vorkommnisse unterstreichen allerdings die Notwendigkeit für Unternehmen, ein effektives Risikomanagement im Rahmen des Lieferkettenmanagements zu implementieren. Dazu gehört die kontinuierliche Überprüfung und Sicherstellung der Einhaltung der Standards gemäß dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz.

In diesem Zusammenhang müssen Unternehmen nicht nur ihre internen Prozesse im Einklang mit den gesetzlichen Vorgaben gestalten, sondern auch sicherstellen, dass ihre Zulieferer und Geschäftspartner vergleichbare hohe Standards erfüllen. Eine lückenlose Lieferkettenkontrolle ist essentiell, um potenzielle Risiken frühzeitig zu identifizieren und zu steuern.

Der “BMW-Vorfall” fungiert deshalb als Warnsignal, insbesondere für Unternehmen mit bereits etablierten Umwelt- und Menschenrechtsstandards. Er verdeutlicht, dass selbst Vorreiter in nachhaltigem Management nicht immun gegen Herausforderungen in den globalen Lieferketten sind, welche nur durch ein effektives Risikomanagement erfolgreich bewältigt werden können.

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